10. Mai 2023

Immobilienbewertung als zweites Standbein für Makler?

Immobilienbewertung kann für Makler ein zweites Standbein werden. Der Weg zum qualifizierten Sachverständigen ist jedoch lang.

Immobilienbewertung als zweites Standbein für Makler

In der Immobilienzeitung vom 6. April 2023 ist eine interessante Meinung veröffentlicht worden: „Makler brauchen jetzt ein zweites Standbein“. So sieht es Ronny Kazyska, der sowohl Makler auch Sachverständiger ist. Seine Meinung kurz zusammengefasst:

  • Die zahlreichen Entlassungen in den Maklerunternehmen zeigen, dass für Makler schwierige Zeiten angebrochen sind.
  • Aus diesem Grund ist es für Makler sinnvoll, die Immobilienbewertung als zweites Standbein aufzubauen.
  • Dieser Geschäftsbereich generiert stabilere Umsätze, unabhängig vom Transaktionsgeschehen.
  • Außerdem kann ein Makler, der über eine hohe Bewertungskompetenz verfügt, gegenüber seinen Kunden professioneller auftreten.
  • Das oftmals schlechte Image der Makler kann dadurch aufpoliert werden.

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Immer weniger qualifizierte Sachverständige für Immobilienbewertung

Der Meinung von Kazyska ist uneingeschränkt zuzustimmen. Einerseits ist eine Qualitätsoffensive im Hinblick auf die Bewertungskompetenzen von Maklern dringend erforderlich, denn viele Makler kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen einem Preis und einem Wert. Andererseits gibt es einen hohen Bedarf an guten Bewertungssachverständigen. Viele ältere öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige sind in den letzten Jahren aus dem Berufsleben ausgeschieden und dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Allerdings gibt es keinen Nachwuchs, der die Lücken füllen könnte. So stehen immer weniger öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige vor einem immer größeren Berg von Gutachtenanfragen.

Weiter Weg zum Sachverständigen

Es stellt sich jedoch die entscheidende Frage: Sind die Makler überhaupt bereit, die Mühen der Ausbildung zum Sachverständigen auf sich zu nehmen? Erfahrungsgemäß dauert es Jahre, bis man in Seminaren und im Selbststudium das für die Prüfungen erforderliche Wissen erworben hat. Die meisten potenziellen Sachverständigenkandidaten haben bis dahin schon längst das Handtuch geworfen. Der Beruf ist zu intensiv und die Familie zu fordernd, als dass man sich jeden Tag neben der eigentlichen Arbeit auch noch stundenlang der Bewertungstheorie widmen könnte.

Machen wir uns nichts vor. Wenn man sich tatsächlich als seriöser Sachverständiger etablieren möchte, braucht man wesentlich mehr als nur ein wenig Bewertungshalbwissen. Das spürt man spätestens dann, wenn man im Gerichtssaal von allen Seiten auseinandergenommen wird.

Fazit

Deutschland braucht dringend neue öffentlich bestellte und vereidigte (bzw. zertifizierte) Sachverständige für Immobilienbewertung, um den immer größer werdenden Bedarf auch nur ansatzweise zu decken. Der Weg dorthin ist steinig und es ist zu befürchten, dass nur wenige Makler diesen Weg beschreiten und letztendlich auch zu Ende gehen werden.

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